Digitale Transformation - Ein Prozess beschleunigt sich In den vergangenen Tagen las ich einiges über digitale Transformation. Kurz zusammengefasst: Wir leben gegenwärtig in einer Zeit, in der digitale Technologien sich wesentlich auf Unternehmen, Wissenschaft, Staat, sowie Individuen und Gemeinschaften auswirken. Die Auswirkungen sind genügend gross, so dass diese nicht nur wahrgenommen werden, sondern auch sichtbar sind. Somit können wir von wesentlichen Veränderungen sprechen. Diese Veränderungen - zum Beispiel im Lehren und Lernen - werden spätestens seit dem Lehrplan 21 vom Staat (oder zumindest von den Kantonen) gefordert. Die Schulen stehen nun nicht nur mit dem Fachbereich Medien und Informatik in der Verpflichtung, den Unterricht derart neu zu gestalten, dass die im LP21 verschrifteten Kompetenzen relevant werden, sondern müssen die gesamte Konzeption des Lehrens und Lernens überdenken und neu gestalten. Somit unterstützt die Volksschule mit ihrem Lehrplan die digitale Transformation. Mehr noch: Sie fordert diese geradezu und ist somit ein wesentlicher Akteur in der Beschleunigung dieses Prozesses. Das ist per se weder gut noch schlecht, sondern eine Tatsache, welche aus einer wirtschaftlichen Notwendigkeit resultiert. Das Dagstuhl-Dreieck Anlässlich eines Seminars der Gesellschaft für Informatik im Jahre 2016 auf Schloss Dagstuhl kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer gemeinsamen Erklärung, der sogenannten Dagstuhl-Erklärung: Bildung in einer digitalen vernetzten Welt. Dabei wurde folgendes festgehalten (https://gi.de/themen/beitrag/dagstuhl-erklaerung-bildung-in-der-digital-vernetzten-welt-1/):
In der Praxis Interessant wird es, wenn sich Theorie und Praxis synthetisieren. Mit dem Lehrplan 21 wurde Punkt 2 der Dagstuhl-Erklärung umgesetzt. Seit meinen SuS allen ihr personalisiertes iPad zur Verfügung stehen (1:1), stelle ich zudem eine Beschleunigung der Digitalen Transformation fest, und zwar in allen Perspektiven. Die SuS zeigen ein echtes Interesse in der Technologischen Perspektive (Herr Kohler, wie funktioniert ein Touchscreen?), in der Gesellschaftlich-kulturellen Perspektive (Herr Kohler, wie finden Sie mich als Reporterin (SuS machten auf der Strasse mit iPad Interviews zum Thema „Müll“ und filmten diese)) und in der Anwendungsorientierten Perspektive (Herr Kohler, ich mache eine Foto davon, löse es zuerst auf dem iPad und übertrage es dann ins Heft - siehe Foto). Maria Montessori gründete um 1900 ihre Pädagogik auf ihre Erkenntnisse bezüglich sensibler Phasen im Prozess des Menschwerdens. Im übertragenen Sinne stelle ich fest, dass das permanente Vorhandensein des iPads im Lehr- und Lernprozess in den SuS den Wunder weckt. Ihre intrinsische Motivation lässt sie die relevanten Fragen stellen, nach deren Antworten es sie gelüstet. Medien- und Informatische Bildung ist meines Erachtens kaum möglich, ohne dass digitale Geräte permanent zur Verfügung stehen. Denn Schwimmen lernt man nicht ohne Wasser, Skifahren nicht ohne Schnee, und digitale Bildung nicht ohne digitale Geräte. Die Lernenden und die Lehrenden „sollen dazu befähigt werden, selbstbestimmt mit digitalen Systemen umzugehen“ (Dagstuhl-Erklärung: Bildung in einer digitalen vernetzten Welt, S.2). Und diese Selbstbestimmung bedingt die ungefragte Verfügbarkeit eines Tablets oder Computers. Nur so sind die Punkte 3 und 4 der Dagstuhl-Erklärung umsetzbar. Und gerade diese Punkte 3 und 4 sind sind ein bildungspolitischer Auftrag an die Kommunalen Behörden (strategische Ebene), welche die Ressourcen zur Umsetzung der strategischen Planung (Medien- und Informatikkonzept der Schule) bewillegen. Nur so können die Lehrerinnen und Lehrer die Punkte 3 & 4 der Dagstuhl-Erklärung erfüllen. In der Ausbildung Im Punkt 5b fordert die Dagstuhl-Erklärung die Fachdidaktiken auf, Konzepte für Digitale Bildung weiterzuentwickeln. Als Praxislehrer der FHNW warte ich seit 2003 darauf, dass die Studentinnen und Studenten der FHNW solche Konzepte gelehrt bekommen. Leider hat sich diesbezüglich noch kaum etwas getan. Die Studentinnen und Studenten bringen heute im Gegensatz zu 2003 allesamt genügende bis gute Anwendungskompetenzen in den Programmen des Office-Paketes mit. Dieses haben sie sich jedoch selbst angeeignet. Anwendungskompetenzen am iPad sind dürftig und Unterrichtskonzepte oder Szenarien fehlen nach wie vor. Dieser Schüler will es richtig machen, er will es gut machen. Diese intrinsische Motivation macht ihn erfinderisch. Er nutzt sein Tablet spontan kreativ und zeigt damit seine Handlungskompetenz (Anwendungsorientierte Perspektive). „Herr Kohler, ich machte eine Foto und zeichne es erst am iPad. Hier kann ich ganz einfach korrigieren und wenn es dann stimmt, zeichne ich es ins Heft.“
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AutorDominik Kohler Archiv
October 2022
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