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Braucht (m)eine Schule Noten? Oder anders gefragt: Wie gestalte ich (m)eine Schule, wenn ich keine Noten geben darf? Ausgangslage: Meistens ist der Lerngegenstand, die damit verbundenen Lernziele und die seitens der Lernenden zu erwerbende Kompetenzen durch den Lehrplan21 vorgegeben. Während also das WAS diktiert ist, bleibt die Umsetzung - also das WIE - offen. Meine Erfahrungen zeigen deutlich: Der Schulerfolg der Lernenden hängt vor allem davon ab, WIE diese mit dem System Schule zurecht kommen. Es sind also die überfachlichen Kompetenzen, welche für Schulerfolg entscheidend sind: Können die Lernenden zuhören, verstehen, fragen, kritisch nachdenken, kreativ denken, sich konzentrieren, sich organisieren, sich orientieren, zuverlässig sein, Regeln einhalten, sich ein- und manchmal auch unterordnen, experimentieren, Fehler eingestehen und mit Konflikten und Enttäuschungen umgehen? Immer mehr Lehrbetriebe orientieren sich bei der Selektion ihrer Lehrlinge nicht mehr nur am Abschlusszeugnis der Volksschule oder am Check-S, sondern verlangen berufsspezifische Eignungstest wie z.B. Multicheck. Swisscom geht ab August 2022 noch einen Schritt weiter und interessiert sich gar nicht mehr für den bisherigen Schulerfolg der Lehrstellensuchenden, sondern lässt alle Interessentinnen und Interessenten für eine Bewerbung mit anschliessendem Breafing zu. Man kann also sagen, dass die Notenzeugnisse der Volksschule für Lehrbetriebe tendenziell an Bedeutung verlieren und auf dem Lehrstellenmarkt junge Menschen mit Potential in den überfachlichen Kompetenzen gesucht und bevorzugt werden. Während also immer mehr Lehrbetriebe bei der Vergabe ihrer Lehrstellen ihre eigenen Massstäbe haben, setzen Gymnasien, Fachhochschulen und Universitäten noch fast ausschliesslich auf die Vergabe von Noten. In vielen Fakultäten der Fachhochschule und Universitäten hat sich die Prüfungskultur und die damit verbundene Selektion in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Studierende brauchen insbesondere für den Bachelor primär ausgeprägte Kompetenzen im kurzfristigen Abspeichern von Unmengen Informationen um diese einmalig auf Termin abrufen zu können. Diese Kompetenz des Auswändiglernens ist zweifelsohne eine hohe Leistung, doch eine fürs spätere Berufsleben wohl eine der wenig bedeutenden. Und wer im Studienzeugnis einen bestimmten Notendurchschnitt hat, bekommt die Möglichkeit eines Auslandstudiums. Noten definieren hier also in fast ausschliesslichem Masse den Studienerfolg. Das System der Volksschule des Kantons Solothurn Das Volksschulgesetz des Kantons Solothurn schreibt vor, dass ab 2. Klasse am Ende des Schuljahres ein Notenzeugnis erstellt wird. Diese Notengebungen unterliegen den professionellen Ermessungsentscheiden der Lehrpersonen und müssen belegbar sein. Pro erteilte Fachlektion muss pro Semester mindestens 1 Leistungsbeleg erbracht werden. Für die Selektion im Übertrittsverfahren gilt dann der Notenschnitt von Deutsch, Mathematik und NMG, wobei ein Notenschnitt von 5,2 und besser eine Diskussion zur Zuweisung in Sekundarschule P (Progymnasium), 4,6 und besser in die Sekundarschule E (Erweitert) und unter 4,6 eine Zuweisung in die Sekundarschule B (Basis) zulässt (§ 20). Zudem besagen die Planungsgrössen für die Zuteilung, dass 30 bis 40 % der SuS in die Sekundarschule B, 40 bis 50 % in die Sekundarschule E und 15 bis 20 % in die Sekundarschule E einzuteilen sind (§ 22). Sind sich Schule und Eltern mit Kind uneinig, besteht die Möglichkeit einer Übertrittsprüfung. Einen Unterricht ohne Noten ist per Volksschulgesetz zwar möglich, doch müssen die Lehrpersonen die Kompetenzen der SuS spätestens im Zeugnis mit einer Note abbilden. Meine Schule geht nun diesen Weg und empfiehlt uns Lehrpersonen, während des Schuljahres auf die Vergabe von Noten möglichst zu verzichten und förderorientierte Rückmeldungen zu geben. Das ist für mich als 57 jähriger Primarlehrer eine grosse Herausforderung, denn ich selber blicke auf 50 Jahre Schulerfahrungen mit Noten zurück, davon 16 Jahre als Schüler und 34 Jahre als Lehrer. Dennoch oder erst recht nehme ich diese spannende Herausforderung an, zumal auch die Schulleitung uns die vollste Unterstützung zugesichert hat. Neue Ausgangslage Meine neue Ausgangslage ab August 2022 ist diese: Meine neue 5. Klasse besteht aus 14 Schülerinnen und Schüler, davon 2 Schulkinder mit Förderstufe A (individuelle Lernziele in Teilbereichen) und 1 Schulkind mit Status ISM (integrative Sonderschulische Massnahmen). Für die SuS mit Förderstatus steht uns eine Schulische Heilpädagogin SHP mit insgesamt 10 Lektionen zur Verfügung. An unserer Schule ist eine Begabungsförderung institutionalisiert, d.h., 2 meiner SuS sind pro Woche während des regulären Unterrichts für 1 bis 2 Lektionen in einer besonderen Lerngruppe und gehen dort unter fachkundiger Leitung einem selbst gewählten Projekt nach. In meiner Klasse sind wir ein multiprofessionelles Team: Neben mir als hauptverantwortlicher Klassenlehrer und der SHP unterrichtet mein Stellenpartner Sport, Geometrie und Schreiben. Die Fremdsprachen werden von eine Französischlehrerin und einen Englischlehrer unterrichtet. Des weiteren bin ich Praxislehrer für 2 Studierende, welche wöchentlich an 2 Morgen in meiner Klasse unterrichten. Zudem haben wir ein 1:1 Setting, in dem jede Schülerin und jeder Schüler ein personalisiertes iPad zur Verfügung bekommt. Unter diesen Voraussetzungen baut mein Modell eines möglichst notenfreien Unterrichts, bei dem gleichzeitig alle Akteure über den Lernstand der Schülerin oder des Schülers informiert und orientiert sind.
Farbenzeugnis Wenn wir nicht in Noten denken wollen, müssen wir auch nicht in prädikaten Denken, denn diese Bilden eine Äquivalenz. Ich versuche also die zu erwerbenden Kompetenzen in 3 Bereiche aufzuteilen. Zum Vergleich: Nehmen wir an, es geht um die Kompetenz "Schuhe zu tragen". Da wäre die Basiskompetenz / orange "Ich kann SlipOn anziehen". Die erweiterte Kompetenz / grün könnte sein "Ich kann Schuhe mit Klettverschluss anziehen". Die Profikompetenz / blau schliesslich wäre dann "Ich kann Schuhe mit Schnürsenkel binden und tragen." Das Farbenzeugnis bildet sowohl die Leistungen (Menge, Zielstrebigkeit, Einsatz) (Kreisbild) im Arbeitsplan farblich ab, wie auch den Erfolg im Beurteilungsanlass (Dreieckbild). Dabei gilt: Überwiegt die Farbe Orange, dann entspricht dies in dem abgebildeten Fachbereich dem Niveau B (Basis). Ist das Bild auch grün, dann entspricht dies dem Niveau E und wenn das Grün noch mit Blau ergänzt wird, dann entspricht dies dem Niveau P. Lehrplan, Erfahrung und individueller Ermessensentscheid der Lehrpersonen geben hier die Nivellierung vor. Professioneller Ermessensentscheid Im Laufe des Schuljahres wird das Farbenzeugnis farbig und die einzelnen Fachkompetenzen können zu einer allgemeinen Kompetenz in Mathematik zusammengefasst werden. Gerade bei SuS mit geringeren Fachkompetenzen kann der Lernzuwachs zwischen Assessment und Lernzieltest zusätzliche Informationen zur Einschätzung liefern. Wir sehen am obigen Beispiel, dass es wenig sinnvoll ist, das Farbenzeugnis nun in eine Note umzurechnen. Jedoch sagt uns obiges Bild, dass diese Schülerin / dieser Schüler im Fachbereich Mathematik grundsätzlich in der Lage war, Aufgaben mit erweiterten Anforderungen zu lösen und teils sogar Profi Aufgaben lösen konnte. Im Gesamtkontext gilt es in den Standortgesprächen und schliesslich im Übertrittsgespräch zu diskutieren und zu klären, ob diese Schülerin / dieser Schüler nun zusammenfassend über alle Fachbereiche und im Arbeits- und Lernverhalten die Kompetenzen hat, in der Sekundarschule P erfolgreich starten zu können. Im Bereich Mathematik zumindest zeigt obiges Farbenzeugnis, dass das Niveau P zur Zeit knapp erreicht ist. Und gerade darin liegt der Vorteil des Farbenzeugnisses: Es suggeriert keine absolute Genauigkeit, sondern zeigt eine professionelle und auf Beobachtungen und Erfahrungen (bezüglich Lernfortschritte der Schülerin oder des Schülers) gestützte Einschätzung. Beurteilungsanlässe, Beobachtungen, Selbsteinschätzungen und Feedbacks Dadurch, dass alle meine SuS ein personalisiertes iPad zur Verfügung haben, erweitern sich die Möglichkeiten von Leistungsbelegen enorm. Es ist so auch möglich, den SuS Aufgaben zu stellen, in denen sie z.B. in einem Erklärvideo mathematische Aufgaben zu lösen haben, welche ich nach dem Unterricht analysieren und feedbacken kann. Auch dazu nutze ich die Applikation Learningview. Präsentationen der Schülerinnen und Schüler werden meistens gefilmt, so dass die SuS ihre Performanz selber analysieren können. Zusammen mit dem Peerfeedback und der Würdigung der Lehrpersonen entsteht auch hier ein Förderkreis: Jedes Schulkind setzt sich für die nächste Präsentation mindestens 1 Entwicklungsziel, an welchem dann besonders gearbeitet wird. Immer wieder sollen die SuS auch Gelegenheit bekommen, vor der Klasse oder innerhalb von Lerngruppen Aufgaben zu erklären oder gar entsprechende Aufgaben selber zu erfinden, um auch so von der Peergroup Feedbacks zu erhalten. Diese Feedbacks und Selbsteinschätzungen werden immer wieder festgehalten (schriftlich, Audio, Video) und werden zusammen mit den Leistungsbelegen im Beurteilungsdossier oder auf Learningview abgelegt. Schliesslich können auch Eltern am digitalen Portfolio (Learningview) ihres Kindes partizipieren. Beurteilungsdossier Unsere Schule hat das Führen eines Beurteilungsdossiers gemeinsam mit allen Fachschaften entwickelt. Grundsätzlich handelt es sich um einen Ordner mit Register, in dem alle Leistungsbelege abgelegt werden. Digitale Produkte werden als Notizen, als QR-Code oder als Link abgelegt. Der Ordner wird jeweils am Ende des Quintals zur Einsicht nach Hause getragen. Als "Deckblatt" wird im meiner Klasse eine Zusammenfassung der bis dato beobachteten Kompetenzen sowie des Arbeits-, Lern- und Leistungsverhaltens farblich abgebildet. Die Fachlehrpersonen meiner Klasse werde entsprechend angehalten, mir ihre Einschätzungen zu liefern, so dass ich diese abbilden kann. Dabei haben die Eltern die Möglichkeit, ihre Meinungen und Gedanken im Portfolio zu hinterlegen. Eltern haben schliesslich immer das Recht, sich jederzeit bei uns Lehrpersonen über den Lernstand ihres Kindes zu informieren. Schülerinnen und Schüler mit individuellen Lernzielen iLZ oder integrativen sonderschulischen Massnahmen iSM Schülerinnen und Schüler mit iLZ oder iSM arbeiten grundsätzlich an denselben Kompetenzen, jedoch auf einem noch tieferen Niveau. Das heisst, dass ihr Farbzeugnis nicht vergleichbar ist mit dem der Regelschülerinnen und -schüler. Hier nutzen wir bloss eine Farbe Gelb, teilen jedoch das "Vor-Basisniveau" ebenfalls in 3 Bereiche um das Gelingen differenziert wertzuschätzen. Persönliche Erwartungen
Durch den erweiterten individualisierenden Unterricht erwarte einen deutlichen Mehraufwand, welchen ich zu kompensieren habe. Dies wird nur möglich, wenn mein Unterricht so organisiert ist, dass ich während des Unterrichts Freiräume schaffen kann, um auf einzelne SuS eingehen zu können. Das wiederum verlangt von meiner Klasse, dass sie sich an Regeln des Zusammenarbeitens halten können. Es wird von mir also ein klar geregeltes Zusammenlebens gefordert sein. Ist der Unterricht und das Zusammenleben geregelt, ist es wichtig, dass nicht nur die SuS sondern auch deren Eltern Klarheit über den Lernstand ihres Kindes haben. Für viele Eltern ist das Weglassen von Noten ebenso neu wie für mich. Anlässlich des Elternabends bereits in der 3. Schulwoche wurde die Schulleitung die Eltern über diese Änderung informiert. Das Beurteilungsdossier, welches am Ende eines Quintals nach Hause geht, soll ebenso zur Transparenz beitragen. Danach gilt es, Erfahrungen zu sammeln und wo nötig, Anpassungen vorzunehmen. Hierzu habe ich ein Klassenteam, auf das ich mich verlassen kann. Und mit den beiden Studierenden habe ich viele Ressourcen, Neues auszuprobieren. 3 Jahre Erfahrung
Seit August 2018 setzen wir an unserer Schule im Setting iPad 1:1 ab 5. Klasse den Logitech-Pen ein. Die SuS und LPs fanden von Anfang an grossen Gefallen daran. Für die LPs war es gegenüber dem Apple-Pen ein grosser Vorteil, dass mit jedem Stift sofort an jedem iPad geschrieben werden kann, ohne den Stift koppeln zu müssen. Kein Akku - kein Problem Die Stifte wurden oft nicht bewusst geladen. Sollte der Akku eines Stiftes leer gewesen sein, wurde er kurzerhand einige Minuten geladen und konnte dann bereits wieder für fast 1 Stunde verwendet werden. Stift defekt? -Nein, gewusst wie! Anfänglich war es irritierend, dass gewisse Stifte plötzlich nicht mehr funktionierten. Bald merkten wir, dass die Spitze nicht satt angeschraubt war. Bald wussten wir, dass die Spitze gelegentlich von Hand satt „angedreht“ werden musste. Täglicher Gebrauch Alle Akteure nutzten die Stifte täglich. Da wir vermehrt auf Druckkopien verzichteten und die Arbeitspapiere digital (als pdf) verteilten, konnte mit dem Stift annotiert werden. Von Anfang an war dies nicht mehr wegzudenken: Von Hand Listen ausfüllen, Wortarten markieren, Textstellen unterstreichen, Notizen anbringen usw. Ebenso konnte auf einfachste Weise in Fotos annotiert werden um so auf wichtiges hinzuweisen. Kritzeln: Handschrifterkennung Seit knapp einem Jahr kann nun auch gekritzelt werden, d.h., die Handschrift wird in Schreibtext umgewandelt. Dies funktioniert in Pages, in Notizen ebenso wie z.B. im Suchfeld des Browsers.Lehrpersonen und Schüler haben mit Stift und iPad immer einen Notizblock dabei (App Notizen), wo sie mit dem Pen auf kariertem, linierten oder unlinierten „Papier“ schreiben, zeichnen, skizzieren usw. können. Manchmal doch "defekt" Seit nunmehr 3 Jahren haben wir über 200 Pens im Einsatz. Spitze, Kappe und Schaft (orange Teile) können günstig als Ersatzteile bestellt werden. Dies mussten wir gelegentlich tun, wobei der Schaft nie kaputt ging, die Spitzen ca. 5 Stück ersetzt werden mussten, wogegen die Verschlusskappe häufig (ca. 30 Stück) verloren gingen. Bei ca. 5 Stiften löste sich der orange Gummi über des Ein- und Ausschaltknopfes, wodurch der Stift zwar noch funktionierte, aber de fakto kaputt ist, da die Elektronik zum Vorschein kommt. Hierfür gibt es keine Ersatzteile und Logitech schreibt dazu, dass dies unter Garantie geht. Fazit: Mit einem Pen entfaltet man nicht nur weitere funktionale Möglichkeiten am iPad, sondern ermöglicht Augmentierte und Modifizierte Aufgabenstellungen im Unterricht SAMR. So gesehen ist ein Pen eine Notwendigkeit. Ausblick: Gerade eben bin ich in Kontakt mit einem neuen Produzenten eines Pens, welcher sehr vielversprechend ist. Bis zum Herbst hin darf ich diese neuen Pens selber und mit SuS testen, bevor sie dann in die grosse Produktion gehen. Obige Mängel sollen hier unmöglich sein und der Preis sehr attraktiv. Dazu jedoch später ... Vom Lockdown zum Normalbetrieb mit Schutzkonzept
Der Lockdown im Frühjahr 2020 schloss auch die Volksschulen und stellte diese vor die Herkulesaufgabe, einen Fernunterricht zu institutionalisieren. Dabei suchte jede Schule mit ihren Möglichkeiten nach praktikablen Lösungen. Je nach Schulstufe, vorhandene Infrastruktur und Kompetenzen aller Akteure gab es das Verteilen von Arbeiten in Papierform durch Abholen in der Schule oder per Homedelivery (Lehrperson oder Kurierdienste bis hin zu auf Technologie basierender synchroner oder asynchroner Unterricht. Evaluation der Erfahrungen für die Schublade Nach dem Lockdown kehrten die Primar- und Sekundarschulen in einen durch Schutzkonzepte geprägten Normalbetrieb zurück. Einige Schulen evaluierten bei Eltern und Schüler_innen Vor- und Nachteile des Fernunterrichts und schubladisierten die Erkenntnisse. Kaum eine Schule nutzte die aussergewöhnliche Situation um die Möglichkeiten des Fernunterrichts mit dem bewährten Präsenzunterricht zu kombinieren. Dabei wären gerade jetzt alle und alles bereit für den Beginn der digitalen Transformation an Schulen. Institutionalisierter synchroner Fernunterricht Nach dem Lockdown begann ich, Bewährtes beizubehalten und weiter zu entwickeln. Während der unterrichtsfreien Zeit im Sommer erweiterte ich den Einsatz von Learningview in meinem Unterricht dahingehend, dass meine SuS (Primarschule 5. Klasse) die Fachbereiche Deutsch Grammatik, Leseverstehen, Lesetraining, Literatur sowie Mathematik ausschliesslich über diese Applikation zur Verfügung stelle. So nähere ich mich langsam an die Idee des „flipped classroom“ an. Die SuS erhalten sämtliches Lernmaterial inkl. Lösungen von Anfang an zur Verfügung. Die Reihenfolge der Basisaufgaben ist zwingend, die der erweiterten Aufgaben oder Routineaufgaben ist frei wählbar. Der Schulische Heilpädagoge hat vollumfänglichen Zugriff auf sämtliches Material und hat die technisch gesehen die gleichen Rechte wie ich. Hausarbeiten sind bis 20 Uhr zu erledigen und werden von mir entweder am gleichen Abend oder am kommenden Morgen vor dem Unterricht gesichtet und kommentiert. Die SuS können somit beim Eintritt in den Unterricht gleich mit der Sichtung und Überarbeitung ihrer Hausarbeiten beginnen, bevor sie an ihrem individuellen Arbeitsstand weiterarbeiten. Die Aufgabenstellungen sind so gebaut, dass die SuS immer häufiger auf einfache Weise auch Erklärvideos machen müssen, in denen sie zeigen, was sie gelernt haben. Nach Diskussionen mit der Schulleitung und einer Elterninformation kommt in meiner Klasse als weiteren Schritt hinzu, dass ich meinen Präsenzunterricht mit Fernunterricht ergänze. Die SuS entscheiden jede Woche neu, ob sie jeweils am Dienstag Nachmittag am Präsenz- oder Fernunterricht teilnehmen wollen. Diesen Dienstag werden 5 SuS mit mir im Klassenzimmer sein, 15 SuS werden am Unterricht von zu Hause aus über Webex teilnehmen. Die Rhythmisierung des Unterrichts ist beim Fernunterricht mit Videokonferenzen ebenso wichtig wie im Präsenzunterricht. Die 90 Minuten sind für den Anfang so geplant:
Meine wesentliche Absicht mit dem institutionalisierten Fernunterricht ist die Förderung überfachlicher Selbst-Kompetenzen wie Selbstorganisation, Selbstdisziplin, Selbstmotivation, Selbsttätigkeit, Selbständigkeit und nicht zuletzt Zuverlässigkeit und Einhaltung der Verbindlichkeiten. Die Technik ist dabei das Medium zur Interaktion und Kommunikation und verlangt diesbezügliche Anwendungskompetenzen. Interaktionen und Kommunikation per Medien verlangen teils andere Umgangsformen und müssen geklärt und eingehalten werden. Diese Kompetenzen in den multimedialen synchroner Kommunikation (Videokonferenz, Chatt, Telefonie u.ä.) und asynchroner Formen der Kommunikation (Teams, Learningview, Schoolwork, Seesaw, usw, aber auch Email, SMS u.ä.) sind bereits heute und wohl auch in Zukunft nicht nur im Beruf, sondern auch im gesellschaftlichen Zusammenleben zentral, wenn man verstanden, wahrgenommen und akzeptiert sein will. Und dies in zweierlei Hinsicht: Einerseits als Sender einer Botschaft (aktiv), andererseits auch als Empfänger einer Botschaft (passiv). Digitale Transformation Mit meinem institutionalisiertem Fernunterricht an einem Halbtag pro Woche möchte ich also auch die bisherige Struktur des Präsenzunterrichts (Unterrichts vor Ort) aufbrechen und aufzeigen, dass synchroner Fernunterricht eine wertvolle Ergänzung unseres Methodik-Repertoires in der Bildungslandschaft ist. (M)eine Vision, (m)ein Hirngespinst Man stelle sich vor: Jede Klasse der Sekundarschule hat an 1 Halbtag pro Woche 1 Nachmittag Fernunterricht. Bei geschickter Verteilung der Halbtage über die Woche wird bei 9 Klassen 1 Klassenzimmer frei. Bei 2 Halbtagen sind es bereits 2 Klassenzimmer. Somit bleiben noch immer 7 oder 8 Halbtage für soziale Kontakte in der Schule. Diese Reduktion lässt viele Neu- und Ergänzungsbauten im Schulbereich überflüssig werden, Schulraumknappheit gehört der Vergangenheit an. Ein Bruchteil des damit eingesparten Geldes wird für 1:1 verwendet (jedem SuS sein personalisiertes Gerät), der grosse Rest ist eingesparte Steuergelder. Die Schule bereitet ihre SuS bezüglich Medienkompetenzen und diesbezüglichen überfachlichen Kompetenzen noch besser auf die jetzige soziale multimediale Gesellschaft und die spätere Berufswelt vor. Das ganze liesse sich ähnlich auf die Primarschule übertragen, denn im Volksgesetz des Kantons Solothurn bspw. steht unter §10 Blockzeiten: „Alle Kinder im ersten Kindergartenjahr stehen an mindestens drei Vormittagen unter der Obhut des Kindergartens. Im zweiten Kindergartenjahr sowie in der Primarschule stehen alle Kinder an fünf Vormittagen während dreieinhalb Stunden unter der Obhut des Kindergartens bzw. der Schule.“ Somit bestehen für die Nachmittage keine gesetzlichen Vorschriften, dass der Unterricht zwingend in der Schule stattfinden muss. Denken wir kreativ, finden wir bereits unter den gegebenen Gesetzen spannende Lösungen für eine zukunftsorientierte Schule. Lasst es uns zuerst machen und Erfahrungen sammeln und erst danach diksutieren. Ich zumindest gehe diese Woche einen nächsten Schritt weiter. Interview von "Die Zeit - Schweiz" während meinen Frühlingsferien In der Schweiz gingen die Frühlingsferien zu Ende, doch die Schulen bleiben geschlossen. Frau Sarah Jäggi, Journalistin und Redakteurin von "Die Zeit - Schweiz" interviewte mich zu den Themen Fernunterricht und Chancengleichheit.
Lesen Sie hier die Reportage. Im der zweiten Hälfte des Textes werden meine Erfahrungen, Gedanken und Meinungen thematisiert. https://www.zeit.de/2020/18/lehrer-schulen-coronavirus-homeschooling-social-distancing-schweiz?wt_zmc=sm.ext.zonaudev.twitter.ref.zeitde.share.link.x#comments Chancengleichheit gibt es nicht Chancengleichheit gibt es in unserem föderalistischen Bildungssystem nicht. Viele Kantone haben zwar mit LP21 einen gewissen Bildungskonsens, doch in dessen Umsetzung sind nicht nur die kantonalen, sondern auch die kommunalen Unterschiede gross, insbesondere bezüglich der digitalen Transformation des Lehrens und Lernens. Die Volksschulen sind verpflichtet, ihren Unterricht mit den digitalen Möglichkeiten zu ergänzen. Wie dies zu tun ist und in welcher Intensität ist den Schulträgern überlassen. Hierzu gibt es im besten Falle kantonale Empfehlungen. Chancengleichheit konzeptionell berücksichtigen So ist es also den einzelnen Schulen überlassen, ein diesbezügliches Konzept zu erstellen, welches der Gemeinderat genehmigen und dem Stimmvolk an der Budget-Gemeindeversammlung zu unterbreiten hat. Ob und wie schliesslich die Lernenden Tablets oder Computers zur Verfügung haben, und wie die Lehrpersonen in den erweiterten Möglichkeiten des Unterrichtens, welche digitale Medien bieten, weitergebildet werden, ist also von ganz verschiedenen Faktoren abhängig. So ist die Chancengleichheit für die Lernenden nicht gegeben und hängt vom Zufall ab, in welcher Ortschaft sie zur Schule gehen. So genehmigte z.B. die Gemeinde Trimbach (SO) 2018 ein ICT-Konzept, an dem ich als PICTS (Pädagogischer Informations- und Kommunikationssupporter) mitwirken durfte, welches der Schule u.a. ermöglicht, jedem Schulkind beim Eintritt in die 5. Klasse ein personalisiertes iPad kostenlos zur Verfügung zu stellen. Dieses Gerät gehört dem Schulkind bis Ende Sekundarschule. Mit einem solchen Konzept wurde die Möglichkeit geschaffen, innerhalb dieser Klassen eine Chancengleichheit bezüglich Zugang zu dem wichtigsten Leitmedium von heute zu gewähren. Diese Lernenden können also ab der 5. Klasse ihr Lernen auch selber in die Hand nehmen, unabhängig auch von Lehrpersonen, Zeit und Ort. Chancengleichheit innerhalb der Lerngruppe begünstigen Als Klassenlehrer einer 6. Klasse in Trimbach bin ich einer dieser Klassenlehrer. Ich versuche seither erst recht, eine Chancengleichheit mindestens innerhalb meiner Lerngruppe, meiner Klasse anzustreben. Als PICTS und APLS (Apple Professional Learning Specialist) gebe ich meine Erfahrungen in Workshops an Schulen in der ganzen Deutschschweiz weiter. Chancengleichheit unter Lernenden setzt entsprechende Sensibilisierung und Kompetenzen ihrer Lehrpersonen voraus. Meine Erfahrungen in meinen Workshops und in meinem eigenen Unterricht zeigen mir, dass Chancengleichheit eine Vision bleiben wird. Trotzdem und erst recht: Ich versuche meine Unterrichtssettings diesbezüglich visionär zu gestalten. Ich bin überzeugt, dass es schliesslich die Lehrpersonen sind, welche mit ihrem individualisierten, multiperspektiven, kompetenzorientierten und gemeinschaftsbildenden Unterricht immer wieder die Chancengleichheiten anzustreben haben. Chancengleichheit durch motivierte Lehrpersonen begünstigt Mit der Covid-19 Pandemie ist seit 16. März 2020 Unterricht innerhalb der Schulgebäude nicht mehr möglich. Die meisten Volksschulen stehen seither vor der Problematik, wie Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler nun erreichen. Dabei entstanden viele kreative Lösungen welche so lange gut funktionieren, wie der Bildungsauftrag gemäss LP 21 nicht oder nur teilweise erfüllt werden muss. Nun aber besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Schulen auch die kommenden Wochen nicht geöffnet werden können und es möglicherweise zu einem möglichst weit in der Ferne liegenden Zukunft zu erneuten Schulschliessungen kommen könnte. Unsere „Experimente“ und Erfahrungen bezüglich Fernunterricht sind also auch Investitionen in die Zukunft. Dies erkannten viele Lehrpersonen und zeigten eine Bereitschaft, sich einerseits für die Bewältigung der momentane Situation des Fernunterrichts fit zu machen, aber auch Kompetenzen für künftiges Unterrichten zu erlangen. Dies spürte und erlebte ich an den täglichen Webinaren, welche ich in den vergangenen 3 Wochen vielen Lehrerteams halten durfte. Lehrpersonen baten ihre Schulleitungen um diesbezügliche Weiterbildungen, Frühlingsferien hin oder her! Chancengleichheit durch strukturelle Organisation begünstigen Meine 6. Klässler haben also das Glück, dass alle ihr personalisiertes iPad zu Hause haben. So können wir uns Montags bis Freitags jeweils um 08:30 im virtuellen Klassenzimmer treffen. Meine Schülerinnen und Schüler schätzen es sehr, sich hier wenigstens über Video in der Klassengemeinschaft zu sehen und voneinander berichten zu hören. Nach einer Befindlichkeitsrunde blicken wir auf die Tagesstruktur. Diesen „Stundenplan“ ist jede Woche gleich strukturiert. In enger Absprache mit den Fachlehrkräften in den Lernbereichen Französisch, Englisch, Bildnerisches Gestalten und der Schulischen Heilpädagogin entstand eine Struktur, welche es den SuS ermöglicht, zu genau bestimmten Zeiten zwischen 08:30 - 11:45 mit ihren Fachlehrpersonen in sogenannten Meetingräumen (Videokonferenzräume) in Kontakt zu kommen. Ich als Klassenlehrer bin jeden Tag von 08:30 - 11:45 in einem Meetingraum anzutreffen. So hat jedes Schulkind immer die Möglichkeit, mindestens 1 Lehrperson zu kontaktieren. Ist die Tagesstruktur geklärt, erkläre ich die Arbeitsaufträge des Tages. Zum Erledigen der Aufgaben haben die Lernenden alle ihre Arbeitsmaterialien zu Hause (diese wurden einst von ihnen in der Schule abgeholt). Sämtliche Arbeitsaufträge hingegen werden auf einem online-tool bereitgestellt. Die Lernenden greifen hier auf ihre Aufträge zu und erledigen diese. Zusammen mit der Schulischen Heilpädagogin werden auch individualisierte Aufträge zur Verfügung gestellt. Nachdem die Aufträge gesichtet und allen grundsätzlich verständlich sind, werden die Lernenden in die Selbstlernzeit entlassen. Jetzt haben sie jederzeit die Möglichkeit, gemäss der Tagesstruktur Lehrpersonen in ihren Meetingräumen zu treffen, um Fragen anzubringen oder einfach auch um in einen persönlichen Austausch zu kommen. Andererseits können die Lehrpersonen wie auch die Lernenden auf anderen vorbestimmten Kanälen (Whatsapp, NextcloudTalk, SMS,...) Kontakt aufnehmen. Jede erledigte Aufgabe wird als solches im online-tool markiert oder es werden gar die Arbeitsprodukte (Foto, Text, Audio, Video) eingereicht, welche durch uns Lehrpersonen gesichtet und kommentiert werden. Einige Aufgaben sind auch so gestellt, dass ein Peer-Feedback unter den Lernenden möglich ist. Um 11:30 treffen wir uns zum Abschluss wieder im Meetingraum, halten Rückblick über die Arbeit vom Morgen. Diese Feedbacks der Lernenden helfen mir, die nächsten Arbeitsschritte und Arbeitsaufträge zu entwickeln. Am Nachmittag ist individuelle Selbstlernzeit. Die Arbeiten vom Morgen müssen bis spätestens um 15:00 erledigt und quittiert werden, damit mir genügend Zeit bleibt, diese noch zu sichten und kommentieren. Chancengleichheit durch mehrere individuelle Möglichkeiten begünstigen
Meinen Schulkindern und mir ist klar, dass Fernunterricht kein Ersatz ist für Schulunterricht. Es fehlt das Unmittelbare. Die Struktur des Fernunterrichts hilft jedoch, den Lernenden meiner Klasse einen der Krisensituation angepassten Unterricht zu gewähren, in dem gemäss LP21 weiter gearbeitet und gelernt werden kann, in einer Lernzeit wo es nicht um Prüfungen und Noten geht, sondern um den eigentlichen Sinn einer Schule: Lernen. Und das personalisierte iPad hilft gerade auch jetzt, dass jedes Schulkind die gleiche Chancen hat, mit Lehrpersonen in Kontakt zu kommen, allgemeine und individualisierte Arbeiten zu erledigen, individuelle Feedbacks zu erhalten und seine Selbstkompetenzen weiterzuentwickeln. Erkenntnisse aus 5 Tagen FernunterrichtNun liegt die erste Woche Fernunterricht hinter mir und ich wage hier einen kritischen Rückblick. Eines gleich vorweg: Es war eine strenge Woche mit mehr als 50 Arbeitsstunden. Die hohe Arbeitszeit kommt daher, dass ich nicht nur als Klassenlehrer, sondern auch als PICTS und APLS sehr gefragt war. Als APLS bekam ich einige Anfragen von Schulen, welche Wege suchen, mit mir als Apple Trainer in den kommenden Wochen über Videokonferenzen mit ihren Teams Workshops durchzuführen. Als PICTS stand ich einerseits in engem Kontakt mit meiner Schulleitung um ebenfalls Videokonferenzen mit unserem Team aufzugleisen, andererseits aber auch mit PICTS-Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen, um sich gegenseitig auszutauschen. Schliesslich kam die Anfrage von TELEM1 für eine kurze Reportage über meinen Fernunterricht (klicke auf Bild): Anmerkung: Obiges Bild (eigene Darstellung) ist mit dem Videobeitrag von TeleM1 verlinkt: Wie ist der Schulunterricht im virtuellen Klassenzimmer?, https://www.telem1.ch/aktuell/wie-ist-der-schulunterricht-im-virtuellen-klassenzimmer-137427945, TeleM1, Zuletzt aufgerufen am 29.03.2020. In diesem Blog fokussiere ich mich auf den Fernunterricht als Klassenlehrer und fasse meine Erkenntnisse wie folgt zusammen:
Fazit: Zur Zeit haben wir 100% Fernunterricht, was in dieser Absolutheit die Digitale Transformation von Unterricht in Extremis zeigt. Allen Beteiligten fehlt die direkte, reale Interaktion untereinander. Gerade das Miteinander fehlt. Devices sind bloss Vermittler, eine Art Relais-Station welche uns zwar optisch und akustisch austauschen lässt, aber uns deutlich weniger spüren lässt. Es bestätigt, was wir schon lange wussten: Medien ersetzen nicht den herkömmlichen Unterricht, sondern ergänzen diesen. Das Volksschulamt des Kantons Solothurn hat zum Fernunterricht Richtlinien erarbeitet. Diese sind eine praktikable Handreichung zur strukturellen Umsetzung des Fernunterrichts. ![]()
Wieder starten wir im "Sitzkreis" und die SuS können sich darüber austauschen, wie sie das Arbeiten gestern erlebt haben. Fazit: Den SuS machte es grundsätzlich Spass, doch leider waren gewisse Server überlastet und daher war ein schnelles Arbeiten nicht immer möglich. Den Tanzauftrag hat vielen SuS gefallen und sie freuen sich schon auf die Fortsetzung. Heute war auch die Schulische Heilpädagogin die ganze Zeit online mit uns anwesend. Nach meinen Erklärungen zur heutigen Arbeit blieben die SFB Schülerinnen und Schüler noch etwas länger im Webex, so dass die SHP ihnen noch detailliertere Erklärungen geben konnte. Die Aufgaben heute sahen so aus: Es zeigt sich als wertvoll, wenn man von den SuS immer wieder auch etwas verlangt. So z.B. den Auftrag, das Bruchrechnen auf vedische Rechenart zu lösen. Hier ein Beispiel einer meiner 6. Klässlerinnen: assets.seesaw.me/us-2/9/1/4/a/d/5/914ad540-b247-4f4e-8e22-bfed9758ff53.mp4:::1585094400:::604800:::ehOZ9d8Tro4SfHjjnmRWNZ5UAbXbu-g9cb04YBQ0rUQFpqLctgDtjWoERRP2N3RGEz4EevYJCb58ta5F-Vhyow.mp4 Bereits während dem meine SuS arbeiteten, trafen laufend Arbeitsergebnisse über SeeSaw bei mir ein. So war ich in meinen Kommentaren zu den Schülerarbeiten reaktionsschnell und konnte teilweise auch korrigierend einwirken.
Die Schülerinnen und Schüler auf Fernunterricht vorbereitet Vergangenen Freitag erhielten alle meine SuS ein Elternschreiben, welches dazu diente sich möglichst optimal auf den Fernunterricht vorzubereiten. Ich selber hätte auf den Briefversand verzichten können, da ich alle Erziehungsberechtigten meiner SuS per Email erreichen kann. Doch schloss ich mich dem SL-Entscheid an, und schliesslich bekommen die SuS bestimmt auch gerne Briefpost. Unterrichtsbeginn 9 Uhr. 13 meiner SuS (6. Klasse Primarschule) waren pünktlich im "virtuellen Klassenzimmer Dominik Kohler" zu sehen und zu hören. Wir nutzen dazu die App Webex Meet, welches wir durch unser MDM bei AnykeyIT auf jedes iPad der SuS installieren liessen. 2 SuS hatten verschlafen und 1 Schulkind hat es zusammen mit seinen Eltern vergessen(!). Soweit der bekannte Alltag. Zuerst begrüssten wir uns alle und wir sahen in die Kinderzimmer. Schön war, dass auch unsere SHP und unsere beiden Praktikanten anwesend waren. Damit es akustisch nicht chaotisch wurde, gab ich bereits die erste Regel bekannt: Alle schalten ihr Mikrofon stumm, wer will, darf auch seine Videokamera ausschalten. Alle SuS hörten nun nur noch mich, so war es angenehm ruhig. "Wir befinden uns jetzt sozusagen im Sitzkreis", sagte ich meinen SuS. Ich suggerierte damit unser alltägliches Schulritual, eine Struktur, die ich fortan beibehalten will. Nun bat ich der Reihe nach jedes Schulkind einzeln, sein Mikrofon und wenn gewollt auch seine Kamera einzuschalten. Während alle anderen zuhören konnten, tauschte ich mich mit jedem einzelnen über die Momentane Situation und Befindlichkeiten aus. Ich stellte erstaunt fest, dass die Videokonferenz mit 18 TN gleichzeitig perfekt funktionierte. Nach dem Sitzkreis spiegelte ich meinen Computer-Desktop auf die iPads meiner SuS. Sie sahen und konnten meine Regelungen zum Nutzen von Webex Meet lesen und als Abmachungen kennen lernen. Inzwischen war es 9.20 und wir starteten zum ersten Mal ein Padlet. Den Link dazu stellte ich auf unsere bekannte Plattform SeeSaw, welche als App und mit personalisiertem Login auf den iPads der SuS installiert ist. Dies funktionierte nur bedingt, da einige SuS nicht auf den Link tippten, sondern ihre Meinungen direkt in die Activity von SeeSaw gepostet haben. Zudem deckte die aufgepopte iPad-Tastatur den Post so ab, dass man nicht sehen konnte, was man tippte. Um 9.30 musste ich diese Arbeit abbrechen, konnte doch einige Posts zusammenfassen und so diese Arbeit abrunden. Da muss ich mir künftig überlegen, ob und wie ich das handhaben will. Um 9:30 erklärte ich die nun folgenden Einzelarbeiten: Alle Arbeiten sind als sogenannte Activities in SeeSaw hinterlegt. Die SuS können die Reihenfolge der Arbeit frei wählen, müssen diese jedoch bis heute Abend 21 Uhr erledigt haben. Nach Klärung einiger SuS-Fragen (sie öffneten ihr Mikrofon, schön einer zufälligen Reihe nach) informierte ich meine SuS darüber, dass ich auf unseren üblichen Kanälen (Nextcloud_Talk, Webex_Meeting, SeeSaw und wenn alle Stricke reissen per Telefon) bis um 11 erreichbar bin. Fazit zum Fernunterrichts-Start Ich bin stolz auf meine SuS. Ihre Anwendungskompetenzen sind sehr hoch. Es gab keinerlei Fragen dazu. Da kommt uns sicher zu Gute, dass wir seit August 2018 im 1:1 Setting sind und die SuS täglich auch mit dem iPad lernen uns arbeiten. So wusste ich auch, dass alle zu Hause ein funktionierendes WLAN haben. Noch 3 Stunden vor der offiziellen Verkündigung der Schulschliessung hielt ich mit meinen SuS ein Video-Test-Meeting durch, allerdings mit einer App, die nicht überzeugte. Der Wechsel auf Webex Meet war ein richtiger Entscheid. Viele meiner SuS zeigten sich erfreut, mich und ihre MitschülerInnen wieder mal zu sehen. Viele langweilen sich oder machen sich Sorgen um ihre Grosseltern und Familie. Ein Austausch darüber tat sicher gut. Zeitweise kam es zu technischen Störungen bei diversen Tools infolge Serverüberlastung (Nanoo.TV, Anton, Nextcloud und Nextcloud_Talk). Diese hielten teilweise den ganzen Tag über an: Es ist also wichtig, den SuS genügend Zeit zum Erledigen einer Aufgabe einzuräumen. Engt man das Zeitfenster ein, müssen die SuS Screenshots ihrer Störungen als Beweismittel einreichen, so dass ich sehe, sie haben sich um die Erledigung der Aufgabe bemüht.
Ein wichtiges Instrument ist auch das Angebot des persönlichen "Supports". Es bewährt sich, dass ich währen der individuellen Arbeitszeit meiner SuS von 9 - 11 erreichbar war. Davon haben doch 5 SuS Gebrauch gemacht. Bei den meisten Supportanfragen ging es um Logins: Also ganz wichtig: Die Lehrpersonen müssen möglichst alle notwendigen Logins ihrer SuS griffbereit haben. Mit diesem Video begrüsste ich heute meine SuS zum ersten Mal seit der Schulschliessung über Seesaw. zu Hause laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, ich richte ein virtuelles Klassenzimmer ein, mit iPad-Kamera, Stativ und kleiner Schreibwand. Morgen und übers Wochenende mache ich erste Probeaufnahmen. Ab Montag geht los über Webex Meeting. Bin gespannt, wie die Technik mitspielt.
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AutorDominik Kohler Archiv
October 2022
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